Nichts ist demotivierender, als zu wissen, dass das, was man macht und schafft, nicht mehr wertgeschätzt wird oder einfach von anderen genutzt werden kann.
Die Argumente im Streit um ein neues Urheberrecht sind sehr unterschiedlich. Die einen wollen den Zugang zu Kreativinhalten für die Allgemeinheit aus Effektivitätsgründen und zur Förderung der Allgemeinbildung und der Kultur stärken. Die anderen fordern stärkere Rechte für Urheber, die durch ihre zunehmende Machtlosigkeit gegenüber der steigenden Digitalisierung immer mehr in die Position des Verteidigers rutschen.
Wie wenig Rechteinhaber gegenüber ihren Rechtsverletzern ausrichten können, zeigt sich in vielerlei Hinsicht: Facebook beispielsweise bietet Fotografen nicht einmal die Möglichkeit, an die wahre Identität seiner Nutzer heranzukommen, sodass man gegen Bildverletzungen nahezu machtlos ist. Denn wer kein Impressum angibt, bleibt im Netz postalisch anonym. Das Datenschutzrecht verpflichtet Portalbetreiber zur Geheimhaltung und Schutz von persönlichen Daten. Und somit bleibt dem Fotografen nichts anderes, als das Bild zu melden. Was bringt ihm das? Gut, das Bild wird nicht mehr genutzt, aber der Nutzer wird nicht einmal mit Konsequenzen konfrontiert – das Bild ist gesperrt, aber das ist eigentlich egal. Es kann ja ohne Probleme über „Copy-Paste“ wieder neu gepostet werden. Auf eine Lizenzgebühr braucht der Fotograf in diesem Fall nicht mehr zu hoffen.
Der technische Fortschritt zwingt zu einer Reform des Urheberrechts, die viel zu lange auf sich warten lässt und wahrscheinlich bereits beim Inkrafttreten schon wieder veraltet ist und neue Schwachstellen aufweist.
Unsere „Gratis-Gesellschaft“ sorgt dafür, dass der Respekt vor Künstlern und Schaffenden erheblich gesunken ist. Kunst ist in unserer Zeit nahezu ein Hobby geworden. So nach dem Motto: Das kann doch jeder! Wir sind es gewohnt, dass Spotify kostenlos (unter ständigen Werbeeinblendungen) alle unsere Wunschtitel abspielt. Und wie sieht es mit dem rechtlichen Graubereich des Streamings aus?
Dass man Bilder bei facebook und Co. postet und teilt, ohne den Künstler gefragt zu haben, ob er dies und in diesem Zusammenhang überhaupt möchte. Ständig Bilder mit „intellektuellen“ oder „weisen“ Sprüchen drauf. Was ist, wenn der Künstler des Bildes überhaupt nicht wollte, dass sein Bild in diesem Kontext verwendet wird?
Und wie kann sich ein Autor gegen die Digitalisierung und freie Abrufbarkeit seines Buches im Netz wehren? Hat er dieses Recht noch in der modernen Gesellschaft? Wie gehen die Betroffenen erfolgreich gegen z.B. Google vor?
All diese Problematiken und Fragestellungen zeigen, dass ein modernes Urheberrecht längst überfällig ist.
Ziel des neuen Urheberrechtes sollte unter anderem sein, die allgemeine Wertschätzung von urheberrechtlichen Werken durch gestärkte Rechte der Urheber wieder anzuheben und die internationalen Geflechte zu berücksichtigen. Denn eine geschwächte Stellung als Urheber führt früher oder später zu einem Rückgang der Kreativindustrie.